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Vom 15.10.
bis zum 16.11.2001 präsentierten Sven Gränitz und Rico
Sprenger einige ausgewählte Werke im Technischen Rathaus
erstmalig der Öffentlichkeit.
Beide diplomierten an der Hochschule für Technik,
Wirtschaft und Kultur in Leipzig bei Prof. Dr. phil.
Ingeborg Flagge, Chefin des Deutschen Architektur Museums
Frankfurt a.M. (DAM), Francois Valentiny vom Büro Hermann
& Valentiny, Wien / Luxembourg sowie bei Prof. Dr.-Ing.
Peter Groß, Weimar. Seit nunmehr einem Jahr leben und
arbeiten sie wieder in Chemnitz, ihrer Heimatstadt.
Ihr gemeinsamer Weg, der ein künstlerischer,
schaffensorientierter, aber auch ein soziographischer und
gesell- schaftskritischer war, ist und auch sein wird, nahm
seine Anfänge 1996 zu Beginn des Studiums und weißt in
eine noch fernere Zukunft. Man darf also auf Überraschungen
gefasst sein.
Mit ihrer Ausstellung betreten sie dies- bezüglich Neuland.
Erfahrung im Umgang mit Aktionen und Reaktionen ihrer
Zuhörerschaft sammelten die Beiden bereits bei Vorträgen,
die nicht nur das rein bauliche Ergebnis zum Inhalt haben,
sondern welche auch auf den eigentlichen Akt des Schaffens
von Architektur näher eingehen. So wie ihre bildhaften und
verbalen Darstellungen das Publikum stets in zwei Lager
spaltet, dürfte auch diese Aus- |
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stellung wieder
Urheber heftigster Diskussionen sein. Und genau das soll Ziel
dieser Ausstellung sein. Nämlich Ausgangspunkt für eine
kommunikative, intellektuelle Auseinandersetzung mit der
öffentlichsten aller Künste, der Architektur.
Sven Gränitz und Rico Sprenger begreifen die gezeigten Projekte
als ein Werkzeug, mit dessen Hilfe man einerseits die Nähe zur
breiten Öffentlichkeit sucht. Andererseits aber soll ein Podium
geschaffen werden, das Grundlage für das Verstehen komplexer
Zusammenhänge, wie die Verknüpfung und die gegenseitige
Abhängigkeit von Kunst, Kultur und Politik, sein soll, nicht nur
in Chemnitz, sondern in ganz Deutschland und nicht zuletzt auf
globaler Ebene.
Und so öffnet sich dem Besucher eine zu Beton, Stahl und Glas
gewordene Gedankenwelt. Vor dem Hintergrund der jüngsten
Ereignisse in New York, im Nahen Osten und in Nordirland erscheint
einem das Projekt von Sprenger und Gränitz "Spuren des
Grauens" nicht nur als das, was es sein soll, nämlich eine
Gedenkstätte für 55 Millionen Opfer im Zweiten Weltkrieg,
sondern auch als ein Symbol für die permanente Gefahr des
Vergessens. Als Spiegelbild unserer selbst, erinnert dieser
expressive Entwurf ständig an mögliche Abgründe des
menschlichen Seins.
Zwei weitere Projekte zeigen am Beispiel eines Entwurfs für die
Bibliothek der Technischen Universität Chemnitz an der
Reichenhainer Straße, sowie eines alternativen Konzeptes für den
Neubau des Parkhauses am Falkeplatz, welche Ansprüche die Autoren
an ihre Architektur stellen. Mit dem augenscheinlichen Verzicht
auf eine mit Scheuklappen behafteten, rein auf den ökonomischen
Gedanken ausgerichteten Philosophie eines Großteils der
potentiellen Bauherrschaft, spannt das konzeptionelle und
formalistische Repertoire einen Rahmen auf und erklärt, dass
Architektur mehr ist als die simple Hülle um eine definierte
Funktion.
Wie solche Hüllen aussehen können, was sie leisten und wie sie,
oder ob sie im Stande sind, das Gesicht der sächsischen Metropole
am Fuße des Erzgebirges zu prägen und nachhaltig zu
beeinflussen, nun dieses Urteil sei dem Betrachter überlassen.
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